Zwischen 1001 Nacht und Grande Amore
Ich liebe Hochzeiten. Ich liebe Vielfalt.
Normalerweise habe ich mit meinen Brautpaaren 1 – 1,5 Jahre vor der Hochzeit alles fix gemacht. Das ist auch gut so, da die Samstage im Sommer schneller ausgebucht sind, als man denkt. Doch manchmal gibt es in meiner Welt auch so etwas wie Fügung. Durch die ganzen Verschiebungen in der letzten verrückten Zeit sollte es so sein, dass noch ein Samstag im September 2021 frei war. So lernte ich wenige Wochen vor der Hochzeit ein zauberhaftes Paar kennen.
Eine Italo-Marokkanische Trauung am Main sollte es werden. Nun ist das nicht unbedingt eine Verbindung, die üblicherweise und super oft eingegangen wird. Aber macht es das nicht gerade reizvoll? Zu sehen, dass die Liebe unabhängig von Herkunft, Glaube oder Identität einfach alles vereinen kann, wenn man es nur zulässt?
Also auf in ein Abenteuer.
Ein großartiges Vorgespräch am Sonntagmorgen. Ein gut gelauntes Brautpaar auf deren Terrasse. Die Sonne scheint. Der Sonnenschirm verabschiedet sich mal kurz. Vertrauen, Spaß und Humor. Vor allem aber auch viel Dankbarkeit, Aufregung und Vorfreude.
„Ben, werden wir es schaffen, die zwei Kulturen zu vereinen? Es sind schon sehr viele verschiedene Sichtweisen, die wir innerhalb unserer Gäste abbilden wollen.“
Hmm …. 😊 BEN sagt ja. Nach einem langen und ausführlichen Gespräch sind wir alle drei der Meinung: Das wird MEGA.
So fahre ich an einem verregneten Samstag Vormittag Richtung Main. Gespannt. Ja, auch ein bisschen nervös. Werde ich es schaffen, alle Menschen abzuholen? Was wird mich erwarten?
In der Location angekommen bin ich erstmal baff. Quirliges Treiben. Alle sind am Aufbauen. Es wird arabisch gesprochen. Ich verstehe nicht viel, aber ich frage mich durch.
Ein Märchen aus 1001 Nacht.
Im Hochzeitssaal entsteht ein Märchen aus 1001 Nacht. Gold. Großartig verziertes Geschirr. Eine große Bühne mit einem fast königlichen Sofa für das Brautpaar. Eine Fotowall, wie ich sie nur aus der Oscar-Verleihung kenne und noch so vieles mehr. Doch wo baue ich jetzt meine Technik hin? Wo stehe ich während der Freien Trauung? Ich fange einfach mal an.
Eine sympathische Servicekraft strahlt mich herzlich an: „Salam aleikum. Spielen Sie heute etwas von Mazzalotti?“ Ich überlege kurz: „Ah Sie meinen Ramazzotti! Nein, aber ich spiele heute andere schöne italienische Musik.“
Alles aufgebaut und warten aufs Brautpaar. Oder doch nicht? Ich muss nochmal umziehen. Für die Trauung gibt es noch einen weiteren separaten Raum. Hier findet also später nur das Fest statt.
So eine große Location, die bis zur kleinsten Kleinigkeit auf Hochzeiten aus dem arabischen Raum spezialisiert ist, habe ich noch nie gesehen. Ich liebe Multikulti. Der Raum für die Hochzeitszeremonie ist auch wieder mit ganz vielen Details geschmückt. Traubogen. Blumen. Hier bin ich richtig. Also aufbauen und warten. Zwischendurch entscheide ich mit der Weddingplanerin noch, ob ein weißer Teppich für den Einzug hingelegt werden soll oder nicht.
Die Dame, die den Orangensaft-Empfang vorbereitet, ist ganz aufgeregt: „Heute ist alles ganz anders.“ wiederholt sie zwei bis dreimal hintereinander. Was heute wohl anders ist? Ich denke, Sie meint, dass heute zwei Kulturen auf wundervolle Weise vereint werden.
Eine bunte Gesellschaft.
Von draußen höre ich Motorräder – sie fahren vor dem Brautauto voraus. Der Parkplatz füllt sich mit einer bunten Traugesellschaft, wie ich sie zuvor noch nie gesehen habe. Ich erkenne meine italienischen Wurzeln. Die Italiener mit Abendrobe, diverse elegante Hochsteckfrisuren. Wie witzig ich es als Kind fand, wenn meine Tanten stundenlang beim Frisör waren, um diese aufwendigen Frisuren produzieren zu lassen, die aufgrund des Haarsprays noch mehrere Tage nach der Hochzeit gehalten haben.
Weiter erkenne ich die großartigen marokkanischen Gäste. Verzierte Kleider. Unfassbar viele Applikationen. Sensationeller Kopfschmuck und meine schwitzigen Hände signalisieren: Gleich geht es los.
Herzlich Willkommen, Benvenuti, ‚ahlan wa sahlan, salam alaykum
Was soll ich sagen. Es wird eine traumhafte Zeremonie, mit Lachen, Weinen und ganz viel Liebe.
In meiner italo-deutschen Rede habe ich glaube ich ganz gut beschrieben, was an diesem Tag passiert ist:
„Ich habe mir mal angeschaut, was die wichtigsten Punkte bei einer Hochzeit in Euren verschiedenen Kulturen sind. In Marokko dreht sich alles um die Schönheit der Braut, die Einheit der zwei Familien und ein neues Leben in einer großen Gemeinschaft. Heilige Traditionen mit der Liebe als Grundlage des Glücks.
Bei der Hochzeit in Italien wird eine Bomboniera mit Hochzeitsmandeln gefüllt. Als Symbol für das Bittere und Süße des Lebens. Auch hier ist die Liebe die Grundlage des Glücks.
Und in Deutschland geht es vielleicht auch ein klein wenig um die Selbstbestimmung und die Individualität. Doch wer hätte es anders erwartet: Mit der Liebe als Grundlage des Glücks.
Ich persönlich finde es wunderschön, dass wir hier und heute das Beste aus allen Welten vereinen. Heute den Fokus gemeinsam auf Eure Liebe legen.“
Das Beste aus zwei Welten.
Ja, wir haben das Beste aus zwei Welten vereint. Harmonisch, mit Liebe und Respekt. Das hat mich unfassbar berührt.
Gekrönt mit dem Ringtausch und einem Kuss auf die Stirn. Wusstet Ihr eigentlich, dass ein Kuss auf die Stirn für so viel mehr steht? Als Bräutigam zeigt man der Braut seine Verbundenheit, Vertrautheit und tiefe Zuneigung. Mit dem Versprechen sie immer zu beschützen.
Als das Brautpaar dann anstatt beim Schlusslied auszuziehen, einfach eine spontane Tanzeinlage hinlegt, bin ich beseelt.
Brautpaar im Glück. BEN im Glück.
MABROK, AUGURI, HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH.
Danke Hasna & Eros für diese großartige Erfahrung. Für Euer weiteres Leben von Herzen das Beste.
„BEN hat zwei Kulturen vereint, als hätte er noch nie etwas anderes gemacht.“
Das sind Eure Worte nach der Trauung. Ein Feedback, dass mich umhaut und dankbar stimmt.